Gewalt ist niemals akzeptabel

Gewalt hat verschiedene Gesichter. Sie kann körperlich oder psychisch geschehen, kann verletzen, töten, beleidigen oder ausgrenzen und kommt meist mit voller Absicht daher. Diejenigen, die Gewalt anwenden, wollen ein bestimmtes Ziel erreichen. Sie ist immer sehr schmerzhaft -  nicht nur, weil sie körperlich weh tut, sondern weil dabei auch die Seele verletzt wird. Deshalb darf Gewalt auf keinen Fall geduldet, muss vielmehr geächtet und bekämpft werden. Eine von der Gemeinde Reken initiierte Veranstaltung zum Thema "Gewalt“ erlebten die Overberg-Neuntklässler jetzt gemeinsam mit allen Achtklässlern der Sekundarschule Hohe Mark.

Die Agentur „Mensch – aber wie?“ hat Menschen ins RekenForum gebracht, die in verschiedener Art und Weise mit Gewalt in Berührung gekommen sind. Zum Teil handelt es sich um Personen, die auf Grund einer Straftat vom Jugendamt dazu verpflichtet wurden. Andere wollen ihre Geschichten freiwillig der Öffentlichkeit zukommen lassen. Fünf Gäste - Täter und Opfer – berichten über ihre Erfahrungen mit Gewalt, aber auch über ihre Gefühle und ihre Ängste. Ein türkischstämmiger Lautsprecher ist dabei, eine mobbende Schülerin, ein schlagender Lehrer, ein aggressiver Rechtsradikaler und die Zeugin einer Vergewaltigung, die durch ihr mutiges Eingreifen selbst zum Opfer geworden ist.

 

In einer Befragungsrunde stellen sich die beteiligten Personen den Fragen der Jugendlichen.

„Um sein Recht zu bekommen, ist Gewalt ein notwendiges Mittel. Ohne Gewalt keine Menschen, ohne Menschen keine Gewalt“, ruft der wild gestikulierende Ümit, macht Witze über alles und jeden. Gleichzeitig erzählt er, dass sein Freund von Neonazis brutal geschlagen wurde und seither auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Mit auf der Bühne sitzt Klaus Lützek aus Rostock, ein pöbelnder Nazi par excellence, der wegen eines Überfalls verurteilt ist. „Ich hatte das Recht, den Asia-Laden plattzumachen“, brüllt er in den Saal und fährt fort: „Hunderttausende Ausländer sind illegal nach Deutschland gekommen. Die haben hier nichts zu suchen!“

Schülerin Nicole Seidler aus Mülheim-Ruhr hat ihre Mitschülerin Annika so lang gemobbt und drangsaliert, bis sich diese sich ums Leben brachte. „Ist doch nicht meine Schuld, wenn die einfach aus dem Fenster springt“, behauptet sie gefühllos und uneinsichtig. Auch die Schicksale des Lehrers Harald Baumann, der einen Schüler schlug und dafür verurteilt und versetzt wurde, sowie von Kathrin Wollschläger, die eine Vergewaltigung verhinderte und dabei eine schwere Verletzung davontrug, gehen den berührten und teils auch erbosten Schülerinnen und Schülern sichtlich an die Nieren. Dass die Wortgefechte auf der Bühne nur gespielt sind, ahnen die Schüler zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Klaus Lützek und Ümit Yildiz heißen in Wirklichkeit Michael Halbey und Halil Yavuz. Sie sind Schauspieler und haben seit längerem ein Engagement am Düsseldorfer „theatertill“, ebenso wie ihre zwei Kolleginnen und der Kollege. Alle fünf Geschichten sind aber nicht erfunden, sondern genauso und mitten in Deutschland passiert, wenn auch nicht den Schauspielern persönlich. Die wahren Identitäten werden erst nach dem Ende der Präsentation, nach einer Befragungsrunde und einer Bewertung der Protagonisten durch die SchülerInnen enthüllt. Auf diese Weise wirken die dargestellten Problemfelder Gewalt, Fremdenhass und Mobbing sehr echt und absolut lebensnah.

Bei der abschließenden Diskussion zwischen Schauspielern und den Jugendlichen wird das Erlebte mit großem Engagement und viel Empathie besprochen. „Klar, dass wir die Themen Gewalt, Gewaltprävention und Mobbing auch im Unterricht nachbereiten werden“, unterstreicht die Lehrerin Angela El Miasser. Zudem können sich die jungen Leute im Internet mit den Akteuren der Präsentation austauschen, wie von den Darstellern mitgeteilt wird: „Gewalt ist in niemals akzeptabel. Wir haben viele Anfragen und Kommentare zu dem Thema auf unserer theatertill-Seite. Die Problematik bewegt die Jugend sehr.“  (hh)

 

 

 Täter und Opfer von Gewalt erzählen ihre Geschichten vor 130 Schülerinnen und Schülern im RekenForum.